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Anlassen
Das Anlassen schließt sich unmittelbar dem Härten an. Erst die Kombination Härten und Anlassen erzeugt das Vergütungsgefüge mit den optimierten mechanischen Eigenschaften für den jeweiligen Einsatzfall.

Das Anlassen gehört wie das Härten zu den thermischen Verfahren, die das gesamte Bauteil, d.h. von der Randzone bis in die Kernbereiche, in ihren mechanischen Eigenschaften beeinflussen.

Im gehärteten Zustand weist das Bauteil, je nach Stahlzusammensetzung, eine sehr hohe Härte auf, ist aber gleichzeitig sehr spröde und kann im gehärteten Zustand nicht eingesetzt werden. Dabei gilt die Faustformel, dass mit steigender Härte die Zähigkeit sinkt.

Das Anlassen verfolgt den Zweck, die Härte eines gehärteten Bauteils so weit zu verringern, dass die geforderten Zähigkeitswerte erreicht werden. Der gleichzeitig auftretende Härteverlust wird in Kauf genommen. Welcher Kompromiss zwischen Härte und Zähigkeit eingestellt werden muss, entscheidet der Konstrukteur, denn nur er kennt den Verwendungszweck und die Belastung des Bauteils. Legt man ein Kriterium fest, z.B. die Anlasshärte, ist die Zähigkeit auch festgelegt. Es ist nicht möglich, beide Eigenschaften unabhängig voneinander einzustellen.

Bei manchen Stählen, z.B. Warmarbeitsstähle, Schnellarbeitsstähle, sind mehrfache Anlassbehandlungen (bis zu drei Mal) notwendig, um optimale mechanische Eigenschaften zu erhalten. Die Dauer der Anlassbehandlung richtet sich nach Bauteilquerschnitten und der Chargengröße, die minimale Haltezeit nach vollständiger Durchwärmung der Werkstücke beträgt eine Stunde. Das Anlassen kann in Schutzgasanlagen, Vakuumanlagen oder in Anlagen mit Luft (z.B. Anlassofen) durchgeführt werden. Die Wahl der Atmosphäre beeinflusst die Oberfläche der Bauteile.



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